
On Tour: Roleplayverse 2024 – ist es die „RPC“?

Die RPC ist zurück! Naja, nicht offiziell. Aber so ungefähr, und das macht man deutlich. Wir waren bei der Erstauflage in Oberhausen.
Wer erinnert sich noch an die RPC (Roleplay Convention)? Anfangs in Münster, zog es das Event schnell nach Köln in die Messehallen, wo zwischen 20- und 50.000 Besuchende zusammenkamen. Dabei konnte sich die Con rühmen, weit über die Nische Rollenspiel zu begeistern und etwas zu bieten. Beispielsweise eine große Tabletop-Area, einen Mittelaltermarkt, Bühnenshows, Cosplay und viel mehr. Zusammen mit der Vielfalt an Ausstellenden aus Deutschland und darüber hinaus – mit besonders günstigen Konditionen für Fanprojekte – war es für viele das Event, das man besuchen musste, und in dem eben alle Arten der Phantastik zusammenkamen und sich trafen.
Doch leider endete die Tradition 2018, denn ab 2019 gab es stattdessen die Comic Con Experience (CCXP). Ein Desaster mit Anlauf, was trotz Beteiligung von RPC-Veteranen einfach eine andere Art von Veranstaltung war – auch wenn es stets anders dargestellt wurde. Leere Hallen, unzufriedene Ausstellende, schlechtes Feedback in der Szene ließen fragen, wie viel Zukunft das Event haben könnte. Dann kam Corona, und man hörte nichts mehr von der CCXP – und niemand vermisste sie.

Im Gegensatz zur RPC, die auch jetzt – 6 Jahre später – noch den Status einer Legende hat, die sich viele zurückwünschen. Und auch wenn sie unter dem Namen nicht zurückkommt, gab es dann doch gute Neuigkeiten im letzte Jahr: Die Orga der RPC kommt zurück mit einer Con der gleichen Art! Die alten Accounts der RPC wurden umbenannt zur neuen Veranstaltung, und die alten Ausstellenden und Co kontaktiert. Mit klarer Botschaft: Veränderter Name, andere Location, aber ja, wir sind quasi wieder da!
Die Erwartungen könnten entsprechend kaum größer sein – zumal große Ankündigungen wie z.B. Saltatio Mortis und viele andere im Vorfeld das Feuer weiter schürten. Ein wenig Skepsis gab es jedoch auch: Könnte eine alte Industriehalle, die für Events, Konzerte und Discobetrieb genutzt wird, mit Messehallen konkurrieren? Könnte man überhaupt mit einem Neuanfang die alte Legende wiederbeleben, oder würde man letztlich an den Wünschen und Hoffnungen scheitern und enttäuschen?

Die gute Nachricht ist: Ja, man hat nicht nur groß aufgeboten, sondern auch wirklich viel in der Masse geboten. Mit rund 10.000 Besuchenden über zwei Tage war man gut besucht. Und kaum jemand wirkte unzufrieden – im Gegenteil: Besuchende als als auch Ausstellende liebten es, und die Aussage, die RPC sei nun tatsächlich zurück, fiel immer wieder. Insofern: Ja, tolles Event, hat sich gelohnt!
Allerdings muss man auch einräumen, dass nicht alles perfekt war. Leider gab es auch einzelne Punkte, die verbessert werden sollten – und welche, die sich leider gar nicht beheben lassen. Schauen wir mal etwas tiefer.
Die Turbinenhalle in Oberhausen ist relativ gut erreichbar; ca. 4 Minuten Fahrtzeit mit Bus/Straßenbahn vom Hauptbahnhof plus wenige Minuten Fußweg. Mit Auto ist es potenziell schwieriger wegen Parkplätzen. Die Fläche, die ich sonst als Parkplatzfläche kenne, war nun das Außengelände. In Fußnähe befindet sich das Einkaufszentrum Centro, so dass man im Zweifelsfall dort stehen könnte.
Ein Vorteil der Location ist die Aufteilung in mehrere, unterschiedlich große Hallen – zumindest theoretisch. In der Praxis wirkte es stellenweise etwas beliebig und zusammengewürfelt. Beispiel Pen&Paper: Die meisten Verlage waren in Nerdverse 1, wo auch die CONspiracy-Bühne von Pegasus war. Einzelne waren jedoch auch dahinter in der Xperion Verse, wohin es zumindest Durchgänge gab bzw. auf der Empore über diesen Hallen. Einzelne weitere waren jedoch auf der anderen Seite in der Nerdverse 2.

Spielrunden wiederum waren am Ende des Außengeländes im Zelt, wo auch die Stände der Dreieichcon und Dragon Legion waren. Auch andere Ausstellende waren breit verteilt. Was letztlich Vor- als auch Nachteil sein kann.
Ein klarer Nachteil der Location sind jedoch die vielen Treppen, die es alles andere als barrierefrei halten. Einige Bereiche wirkten zudem ziemlich versteckt – zum Beispiel die Artist Verse: Von der Nerdverse 1 gab es Treppen nach oben. Ein Rollup-Display bei mäßiger Beleuchtung zeigte zwar an, dass es oben noch mehr zu sehen gibt – es dürfte dennoch von vielen übersehen worden sein. Ähnlich wie die Asia Verse, die in einem kleinen Außenbereich hinter der Cantina Verse lag. Übrigens, wie man wohl schon merkt: Der neue Namensteil „Verse“ wurde ausgiebig genutzt.
Das Angebot war auf jeden Fall üppig, zumal es draußen in Zelten noch mehr Ausstellende und natürlich den Mittelaltermarkt gab. Auch wenn die Verteilung zuweilen zufällig wirkte. Für alle Phantastik-Bereiche gab es etwas – insofern bot die RPV tatsächlich das Feeling der alten RPC.

Eine so klare Gangführung wie in den Messehallen gab es leider nicht, und auch die Klimatisierung könnte man noch vermissen. Es war zwar definitiv nicht zu warm und stickig – aber doch spürbar mehr als draußen. Was bei etwas über 20° unproblematisch ist, könnte bei über 30° vielleicht sehr unangenehm werden. Da wird man wohl abwarten müssen, ob/wie das künftig geregelt wird falls entsprechende Temperaturen in Zukunft zur Con erreicht werden.
Nicht fehlen durften auch einige atmosphärische Aufbauten und jede Menge Cosplays. Sowohl innen als auch außen gab es einige tolle Handwerksarbeiten zu sehen – gegenüber Anime-thematischen Cons wie der DoKomi gab es mehr an „westlichen“ Cosplays, was allerdings nur einen dezenten Unterschied macht. Abseits von Cosplay, Bubble Tea und Plüschies gab es jedoch leider kein relevantes Angebot für Anime und Manga – leider. Auf der RPC war diese Sparte jedoch auch vor allem durch Cosplay, nicht durch Verlage und Co vertreten. Vermisst habe ich zudem die große Tabletop-Area der RPC – so viele Ausstellende und Spieltische, das war toll! Das Thema war mit einzelnen Ausstellenden, Maltischen und anderem zwar vorhanden, aber weder zusammenhängende noch ansatzweise so umfangreich wie früher in Köln.
Mittelaltermarkt, Pen&Paper und anderes wirkte dagegen genauso umfassend wie damals. Gewachsen sind dagegen die Menge an Bühnen: Derer gab es nun drei. Die Fire Verse fungierte in einer eigenen Halle als Hauptbühne; die Kingdom Come Deliverance II Medieval Stage diente draußen als Bühne für Musik, und zuletzt gab es in der Nerverse 1 die CONspiracy on Tour – benannt nach der digitalen Con von Pegasus Spiele.

Was dazu führte, dass so mancher die Halle auch „Pegasus-Halle“ nannte. Diese war zudem von meinen Eindrücken am Samstag her am besten besucht – bis in die Abendstunden. Durch die Beschallung der Bühne war das Unterhalten an Ständen jedoch etwas anstrengender. Auch das kennt man jedoch von der Bühne der RPC nicht anders. Und was wäre die Alternative? Es waren ja alle Hallen voll, freie Standplätze waren nirgendwo zu sehen. Da so einige die neue Location erstmal kennenlernen wollten und überlegten, sich für das nächste Jahr zu bewerben, ist sehr sicher mit mehr Wünschen nach Standplätzen zu rechnen.
Denn wenn es einen Konsens gibt, dann wohl diesen: Nahezu alle fanden es toll, waren zufrieden, freuen sich auf zukünftige RPV’s. Auch wenn fast alle irgendetwas zu kritisieren hatte. Völlig normal bei einer ersten Con in neuer Location. Seltsam z.B. dass wohl drei Farben an Bändchen für Ausstellende genutzt wurden, zugleich aber rote Bändchen für Besuchende sowohl für einen als auch zwei Tage (markiert durch ein X). Und wir dachten, wir hätten Bändchenchaos im ersten Jahr gehabt 😉 Dass es keinen Schlangenbereich für die Signierstunde von Saltatio Mortis gab und so die Schlange einfach durch die Gänge verlief und Stände verdeckte war nun auch nicht so toll gelöst – mag aber eben auch am fehlenden Platz gelegen haben. Hier wäre eine Signierstunde im Außenbereich, wo es eben keine engen Gänge gab, wohl die bessere Wahl gewesen.

Das alles soll aber nicht übertönen, dass auch vieles toll war und lange beschäftigen konnte. Auch ohne Programm auf den Bühnen zu schauen habe ich den Tag schnell rum bekommen – viel zu schnell! Ich hätte gerne noch andere Stände genauer angeschaut, andere Bekannte getroffen, mehr Fotos gemacht, mehr ausprobiert… Phantasten, die gerne ausgiebiger schauen und zusammen Zeit verbringen, kann man da nur zu beiden Tagen raten soweit möglich. Aber selbst wenn man ohne Bekanntschaft nur etwas rumlaufen und das bunte Treiben anschauen und zumindest alle Stände sehen will sollte wenigstens einige Stunden einplanen. Auch wenn es nicht die Größe der RPC erreicht bzw. erreichen kann mit dem Limitierungen der Halle, ist man dennoch erstaunlich nah dran. Ohne Maß genommen zu haben: Es ist sicher mehr als eine der Kölner Hallen; weniger leider dennoch vom Gefühl.
Und dann gäbe es ja auch noch das Programmangebot. Neben Spielrunden und Lesungen wurde auch auf den Bühnen aufgefahren: Cosplaywettbewerb, Star-besetzte Spiel- und Diskussionsrunden und einiges mehr. Und natürlich Musik – nicht nur Saltatio Mortis als Headliner, sondern auch andere Bands und Artists boten auf. Da konnte man mühelos mit der RPC mithalten, und dank der extra Bühne definitiv sogar übertrumpfen.

In Summe bleibt ein guter Eindruck: Tolles Aufgebot, viele und vielfältige Stände, gute Stimmung, grandiose Gewandungen – die RPV schlägt ein und macht nahezu alle zufrieden. Wenn auch nicht perfekt, denn einiges lässt sich noch verbessern oder ist nicht optimal. Dennoch waren wir als auch nahezu alle mit denen wir sprachen zufrieden und fanden es toll. Da wurde einiges richtig gemacht! Da wäre es gar nicht nötig gewesen, den Feueralarm am Sonntag (weswegen die Hallen einmal evakuiert/geleert werden mussten) für ein Foto des vollen Platzes zu nutzen um es auf Social Media zu teilen. Denn auch ohne solche Tricks war es gut besucht – schade dass hier jemand solch fragwürdiges Marketing betrieben hat.
Wir freuen uns auf jeden Fall das nächste Jahr – mit dem erwartbaren Anstieg an Besuchenden durch die steigende Bekanntheit sowie dem Beheben der „Kinderkrankheiten“ kann das eigentlich nur klasse werden, denn gut war es ja jetzt schon. Und ja: Das RPC-Feeling ist tatsächlich wieder da.
Willkommen zurück in Con-Zirkus!
Titelbild-Fotos: Foxygrafie
Titelbild-Schriftzug/-Logo: Roleplayverse
Fotos: Foxygrafie (*F) und Nicole Nowitzki (*NN)