on Tour: SPIEL DOCH! 2024
Gestartet 2018 in Duisburg, findet die SPIEL DOCH seit 2022 in der Messe Dortmund statt. Wir waren auch dieses Jahr zu Besuch.
Der Name weckt dabei nicht unbewusst Assoziationen mit dem gleichnamigen Brettspielmagazin des nostheide verlags – dieser ist ebenso Ausrichter des Events. In den mittlerweile sechs Jahren hat man sich einen durchaus guten Ruf aufgebaut: zugänglich, nicht zu voll, viele Möglichkeiten zu spielen, genügend freie Tisch. Gegenüber einer SPIEL, der Großveranstaltung in Essen, ist man dabei teils ähnlich, teils sehr anders. Was sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. Wir werden im Beitrag öfters den Vergleich bemühen, auch da online immer wieder die Frage zu lesen war, ob sich die SPIEL DOCH! lohnt und wie sie sich im Vergleich schlägt.
Hinweis: Alle Bilder außer des Titelbilds und Spielbilder stammen vom späten Freitagnachmittag, als es bereits spürbar leerer wurde.
Beginnen wir vorne: Es gibt direkt an den Messehallen Parkplätze – aus Erfahrung früherer Cons kann ich jedoch sagen, dass eine Kombination aus vielen belegten Messehallen und Fußball-Heimspiel zu Chaos führen kann. Fairerweise muss man sagen, dass es auch bei anderen Messehallen chaotisch werden kann, wenn zu viel stattfindet. Mit U-Bahn ist man aber in 12 min von Dortmund Hbf an der Haltestelle und muss nur noch rund 5 min laufen bis zum Eingang.
Für 8,50 EUR im Vorverkauf (10 EUR Tageskasse) gibt es eine Tageskarte; für 20 bzw. 25 EUR (Vorverkauf/Tageskasse) eine Dauerkarte. Enthalten ist ein 2 EUR-Gutschein für einzelne ausgewählte Händler, der ab 20 EUR eingelöst werden kann. Im Vergleich zur nächstgelegenen, ähnlichen Veranstaltung – dem Herner Spielewahnsinn – ist man dabei teurer, bietet allerdings auch mehr Ausstellende und Spieltische. Wir haben den Preis als fair empfunden.
Insgesamt füllt man eine Messehalle – kein Vergleich zur SPIEL, welche in Essen fünf Hallen belegt. Entsprechend kleiner ist das Angebot; insbesondere ausländische Verlage sind kaum dabei. Auch nischigere Themen wie LARP oder Pen&Paper-Rollenspiel sind kaum präsent. Für letzteres hielten Yvis Nerd und Geek World und Dausend Dode Drolle die Fahne hoch, zusammen mit Pegasus Spiele, wo es zumindest einen Spieltisch für Avatar Legends gab. Was wir schönerweise zu einer Demorunde nutzen können, um uns selbst einen kleinen Einblick in das noch recht neue Rollenspiel zu machen, welches immerhin zuvor das erfolgreichste Pen&Paper-Crowdfunding aller Zeiten war.
Apropos Pegasus – neben diesen waren auch die anderen Schwergewichte der deutschen Brettspiellandschaft vor Ort, beispielsweise Asmodee, Ravensburger, Kosmos oder Amigo. Wenngleich mit deutlichen kleineren Ständen als in Essen – wenig verwunderlich bei „nur“ einer Halle Fläche. Dennoch gab es bei den Ständen immer mehrere Spieltische, und schönerweise gab es kaum einen Stand bei dem alle Tische belegt waren.
Zugleich war es aber auch nie so, dass bei jemanden keine Tische belegt waren. So konnte man immer überall spielen, auch wenn man für ein bestimmtes Spiel möglicherweise etwas warten oder später nochmal vorbeischauen musste. Warteschlangen gab es aber keine – selbst bei Lorcana nicht, welches im letzten Herbst auf der SPIEL wohl die längste Warteschlange der deutschen Brettspielhistorie verursacht hatte.
Neben den Big Names waren auch viele weitere mittlere und kleinere Ausstellende vor Ort sowie einige Shops. Knapp 170 Ausstellende insgesamt, darunter auch ein paar Artists. Die freien Spieltische lassen aber bereits erahnen, dass es insgesamt leerer ist als auf der SPIEL – deutlich leerer. Insbesondere am Freitag merkt man es, aber selbst am Samstag ist der Unterschied klar. Mit 16.000 Besuchenden rechnet der Veranstalter dieses Jahr – nicht einmal ein Zehntel des Marktführers in Essen (190.000 in 2o23). Auch umgerechnet auf einer gegenüber 5 Hallen sowie drei gegenüber vier Tagen ergibt sich, dass die Dichte nur grob halb so hoch ist.
Was gar nicht negativ ist, aus Besuchendensicht. Neben den erwähnten freien Tischen lässt sich so auch viel entspannter an den Ständen stöbern, mit Ausstellenden und Bekanntschaften unterhalten oder auch einfach mal rumstehen und eine kurze Pause machen. Die ganze Hektik und Enge, die eben auch zur SPIEL gehört, ist auf der SPIEL DOCH! quasi völlig verschwunden, auch wenn es naturgemäß am Samstag spürbar voller ist als beispielsweise am Freitag.
Als eine Besonderheit gibt es zudem eine große Fläche voller Spieltische samt zugehöriger Spiele-Ausleihe. Dies gibt es auf der SPIEL zwar auch (der Stand des Herner Spielezentrums), hier wird dies jedoch vom Veranstalter selbst ausgerichtet, und protzt zudem mit einer deutlich größeren Fläche. Seitens einiger Verlage laufen sogar Supporter dort herum, auf der Ausschau nach Möglichkeiten Besuchenden bei den Spielen des jeweiligen Verlags zu helfen.
So wird der bestehende Eindruck noch verstärkt: Die SPIEL DOCH! ist eine gemütliche Messe, deren Fokus auf dem Spielen liegt. Und das tut sie gut: mit der Freifläche und vielen Spieltischen bei den Ausstellenden, ohne dabei zu voll zu sein für das vorhandene Angebot. Wer jedoch mehr an Nischen interessiert ist oder auswärtigen Verlagen, die sich nicht auch im lokalen Fachhandel findet, dürfte feststellen, dass es eben keine Art zweite SPIEL ist.
Für Fans von ausschließlich nerdigeren Spiele ist – soweit keine generelle Ablehnung von Brett- und Kartenspielen existiert – somit eher ein Tagesbesuch angeraten. Ein paar nette Stunden kann man sich dann aber durchaus machen. Am Freitag haben wir beispielsweise neben dem Avatar-Rollenspiel auch drei noch recht neue bzw. noch nicht erschienene Trading Card Games gespielt (inklusive Altered!), nebst Gesprächen führen und Schnäppchen suchen. Der Besuch wurde jedenfalls keinesfalls bereut und wird gerne im Folgejahr wiederholt.
Mehr Infos auf der Webseite der Veranstaltung.
Text: Michael „Miku“ Fuchs
Beitragsfotos: Foxygrafie